Frankreich im 18. Jahrhundert. Leise schleicht er durch die Gassen. Im Geheimen folgt er seinen Instinkten. Jean-Baptiste Grenouille. Mädchen verschwinden auf mysteriöse Weise. Und die besten Parfums entstehen. Weniger tragisch, grausam und unheimlich wie im Klassiker „Das Parfum“ geht es bei Parfumeuren in unserer Welt zu – da braucht man sich keine Sorgen machen. Für den richtigen Duft müssen keine Morde begangen werden und trotzdem sind einige Kompositionen mörderisch gut. Wahr ist allerdings, dass ein Duft immer dem Kopf und der Nase eines Parfumeurs entspringt. Eine Koryphäe in der Duftentwicklung ist Raymond Matts. Auch für unseren amerikanischen Partner PROLITEC designt er Düfte. Wir haben ihn uns mal genauer angesehen.
Who?
Raymond Matts ist ein Duftdesigner. Aber nicht nur das: Man nennt ihn einen Parfum-Visionär, eine Tour de Force in Duftkreisen. Raymond Matts: Den Namen kennt man schon lange in der Branche. Seit fast dreißig Jahren erlebt und studiert Matts (er ist auch der Gründer von Raymond Matts LLC.) die vielfältigen Facetten der Duftstoffindustrie.
Er war die treibende Kraft hinter vielen bahnbrechenden Düften, die durch seltene und einzigartige Kombinationen der Inhaltsstoffe bestechen. Allen voran der berühmte Promi-Duft im Namen von Schauspielerin Elizabeth Taylor. Im globalen Duftmarkt haben seine Parfum-Kompositionen schon lange Anerkennung gefunden.
With Whom?
Klein und bescheiden hat Matts seine Karriere in Brooklyn am Aramis-Tresen gestartet, einer Parfümerie spezialisiert auf Herrendüfte. Von klein kann heute keine Rede mehr sein: Etabliert in der Szene arbeitet er in renommierten Dufthäusern in der Duftentwicklung.
Bei Elizabeth Arden hat er den bisher berühmtesten Promi-Duft entworfen: Elizabeth Taylor’s White Diamonds. Auch für die Marken Karl Lagerfeld, Nino Cerrutti und Arden hat er gearbeitet. Sogar die Position als Vize Präsident von Estée Lauder Fragrances Worldwide bei den Estée Lauder-Gesellschaften in Manhattan kann er auf seinen Lebenslauf schreiben. Und weil mehr eben manchmal mehr ist: Matts Name steht auch unter den erfolgreichen Kampagnen von Clinique, Tommy Hilfiger Fragrances, Aramis, Origines und und und…
How to become a fragrance designer?
Alle Wege führen nach Rom. Und auch ziemlich viele zum Traum-Beruf Parfumeur. Aber einfach ist es nicht und nur wenige schaffen den Durchbruch. Einer der Wege führt zurück in die Heimat von Jean-Baptiste Grenouille: In Paris gibt es eine besondere Akademie für Parfumeure. Die offizielle Ausbildung dauert drei Jahre, aber davor muss man schon einen Bachelor-Titel vorweisen können. Und am Ende ist es eigentlich ein lebenslanges Lernen. Doch auch ohne Pariser Akademie kann man es schaffen: Mit viel Einsatz, Leidenschaft, Durchhaltevermögen… Und allem voran: Dem richtigen Riecher.
What to do?
Den Beruf eines Parfumeurs stellt man sich vielleicht recht glamourös vor: Ein edler Raum – ausgestattet mit vielen duftenden Ölen und Flüssigkeiten, die kreative Köpfe tröpfchenweise zusammenfügen. Doch ist es wirklich so? Kreative Köpfe – ja. Der Rest: Ein bisschen nüchterner. Labore mit Pipetten, Waagen, empfindlichen Messgeräten und Computern. Berechnungen und Chemie. Es ist ein enormes Fachwissen gefragt. Wie wirken die Düfte zusammen? Welche chemischen Verbindungen stehen dahinter? Welche Duftnote bleibt wie lange auf der Haut erhalten? Denn je nachdem wie lange sie wahrnehmbar sind, wird in Kopf-, Herz- und Basisnoten unterschieden. Eine sehr komplexe Arbeit. Da können schon mal zwei Jahre vergehen, bis das Parfum in seinem Fläschchen ist.
The difference:
Raymond Matts ist tatsächlich mehr als nur Duftstoffdesigner. Er schaut über den Tellerrand: Was will der Verbraucher? Er sieht den Kunden mit seinem Wunsch nach Veränderung. Nach etwas emotional Provokantem. Schlichtwegs was, wonach man heutzutage in Parfümerie-Regalen vergeblich sucht. Doch er kann es erschaffen und dieses Verlangen der Konsumenten befriedigen: Mit seiner neuen Parfum-Reihe Raymond Matts Collection – Aura de Parfums. Geschaffen um anders zu sein. “My scents should inspire without the use of a celebrity figurehead, model, lifestyle or be marketed as aspirational. I much prefer inspirational instead of where the feeling is subjective and is adapted to that customer’s imagination.” Um die Düfte für sich wirken zu lassen, benennt er sie mit Lautmalerei: Wörter, die Geräusche imitieren. So tragen seine Werke Namen wie „Sunah“, „Jarro“ oder „Pashay“. “I love it when they can’t pinpoint and confine my blends to a commercial set of standards and values. I want to keep them guessing with each sniff”.
Matts hat oft das Gefühl, dass Menschen automatisch einen Duft in einzelne Zutaten dekonstruieren, um ihn zu riechen. Daher beschreibt er jeden seiner Düfte mit nur zwei Adjektiven – damit muss für ihn alles gesagt sein. So ist sein Duft „Sunah“ soft and sensuous. Alles weitere erschnuppert man auf seiner ganz persönlichen olfaktorischen Reise. Mörderisch gut eben.